In meinen Coachings beobachte ich immer wieder, dass es den Coachees um die Dreißig nicht unbedingt darum geht Karriere zu machen. Oft wird auch „nur“ ein Brot-und-Butter-Job angestrebt – gerne auch in Teilzeit, damit Raum bleibt für relativ brotlose aber geliebte Beschäftigungen, wie z.B. Schreiben. Aber auch Zeit für Ehrenämter steht hoch im Kurs, ebenso wie – last but not least – Zeit für Familie und Freunde sowie Zeit für Sport.
Also mehr Zeit für sich selbst, Zeit für die Gesellschaft, Zeit für soziale Kontakte und Zeit für die Gesundheit?
Ich möchte da nicht von einem Trend sprechen – dafür sind meine Beobachtungen zu eingeschränkt auf die Personen, die ich coache. Ein Trend wäre es, wenn dies auch Kollegen beobachten oder Sie es als meine Leser mehrheitlich bestätigen. Also – wie ist Ihre Meinung dazu?
Wie dem auch sei – einen Trend zu bewussterem Leben mit einer höheren Lebenszufriedenheit, Stichwort Life-Balance, lässt sich ausmachen. Achtsamer Umgang mit sich selbst, mit dem Körper und mit der Seele ist “en vogue” – und das nicht nur in intellektuellen Kreisen, sondern auch bei einfacher gestrickten Menschen. Themen in dieser Richtung finden sich nicht von ungefähr auch in der Boulevardpresse immer wieder.
Das ist zu begrüßen, denn der Großteil der deutschen Bevölkerung geht nun einmal davon aus, nur ein Leben zu haben. Also sollte man dieses bewusst leben und – um zum Ausgangsthema zurückzukommen – es nicht zu sehr mit Arbeit ausfüllen. Wie sagt man doch so treffend? „Ich will arbeiten um zu leben und nicht leben um zu arbeiten.“ Wenn das dann auch gelebt wird, ist es eigentlich grundsätzlich gut.
Eigentlich? Ja, denn leider stellen sich Unternehmen nur langsam darauf ein. Vielmehr ist da immer noch mehrheitlich der jederzeit erreichbare, voll belastbare und gesunde „Rock-around-the-Clock-Mitarbeiter“ gefragt. Fragen tut sich dabei oft keiner, wann dieser was für sich und seine Leistungsfähigkeit tun soll. Nach einem 12-Stunden-Tag haben die wenigsten Muse für ausgleichende Tätigkeiten. Die Life-Balance bleibt also leider oft auf der Strecke und dann wundert man sich, wenn der Mitarbeiter XY ein Burn-Out bekommt.
Es wird Zeit, dass sich die Wirtschaft diese Zusammenhänge noch bewusster macht sowie Politik und Unternehmen mehr und intensiver auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer eingehen. Solange es Personalentscheider verwundert, wenn 30-jährige Akademiker lieber 20-30 Stunden die Woche arbeiten wollen als 40-60 Stunden, solange werden sich diese es sich auch nicht trauen das für sich zu fordern.
Denn einfach “nur einen Brot-und-Butter-Job” zu wollen, ist eben noch kein Trend.
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Gabriele Müller